Oh Jesus, warum bist Du nicht gekommen?
„Wahrlich, ich sage dir: Was du einem dieser meiner geringsten Brüder getan hast, das hast du mir getan.“ (Matthäus 25,40 HfA)
Eine meiner liebsten Weihnachtsgeschichten erzählt von einem alten Schuster, der eines Abends im Advent träumte, dass Jesus ihn am nächsten Tag besuchen würde.
Am folgenden Morgen stand er früh auf, bereitete seinen Laden vor und setzte sich erwartungsvoll hin, um auf ihn zu warten. Die Stunden vergingen, doch Jesus erschien nicht. Stattdessen kam ein alter Mann herein, um der eisigen Winterkälte zu entfliehen. Während sie sich unterhielten, bemerkte der Schuster die Löcher in den Schuhen des Mannes. Bevor der Mann ging, griff der Schuster ins Regal und schenkte ihm ein neues Paar Schuhe.
Noch immer war Jesus nicht gekommen. Doch da klopfte eine Frau an die Tür. Sie erzählte ihm, dass sie an diesem Tag nichts zu essen gehabt hatte, und fragte, ob er etwas für ihre Familie entbehren könnte. Der Schuster gab ihr sein eigenes Mittagessen, das er sich gerade zubereitet hatte. Danach setzte er sich erneut hin und wartete weiter auf Jesus.
Stattdessen hörte er ein Kind vor seinem Laden weinen. Es war ein kleiner Junge, der sich verirrt hatte und von seinen Eltern getrennt war. Da es damals noch keine Telefone gab, zog der Schuster seinen Mantel an, schloss den Laden ab und brachte den Jungen zu dessen Wohnadresse, die ein paar Straßen weiter lag.
Am Abend, als der Schuster über seinen Tag nachdachte, war er ein wenig traurig, dass sein Traum nicht in Erfüllung gegangen war. „Oh Jesus, warum bist Du nicht gekommen?“, fragte er sich.
Da vernahm er plötzlich eine Stimme, die sprach: „Ich bin heute dreimal gekommen. Ich war der Mann mit den kalten Füßen. Ich war die Frau, der du zu Essen gegeben hast. Ich war der Junge auf der Straße.“
Jesus war gekommen. Und der Schuster hatte sich um ihn gekümmert, ohne es zu wissen. – Ronan Keane [1]
Es ist Weihnachten jedes Mal, wenn Du Gott durch Dich andere lieben lässt. Ja, es ist Weihnachten jedes Mal, wenn Du Deinem Bruder zulächelst und ihm Deine Hand reichst. —Mutter Teresa (1910–1997)
[1] Activated Jesus und der Schuster